Glasfaserausbau: Mehr als 20 Mrd. Euro für Inhaus-Verkabelung von Mehrfamilienhäusern

Häuser anschließen ist nur eine der Herausforderungen beim Glasfaserausbau. Insbesondere bei Mehrfamilienhäusern müssen die Wohneinheiten auch innerhalb der Gebäude erschlossen werden, was in der Praxis kompliziert sein kann und teuer ist. Eine aktuelle Studie spricht von mehr als 20 Milliarden Euro.
Wie der Status Quo beim Inhaus-Glasfaserausbau ist, hat die Beratungsfirma Dialog Consult in einer Marktanalyse im Auftrag der Provider-Verbände Anga und VATM untersucht.
Glasfaserausbau bislang vor allem für Einfamilienhäuser
In Deutschland existieren insgesamt 43,8 Millionen Wohneinheiten. Davon befinden sich 30 Prozent in Einfamilienhäusern, zu 33 Prozent in Mehrfamilienhäusern mit bis zu sechs Wohneinheiten und zu 37 Prozent in sehr großen Mehrfamilienhäusern – 70 Prozent sind also in Mehrfamilienhäusern.
Bei Einfamilienwohnhäusern, zu denen auch Doppelhaushälften und Reihenhäuser gehören, muss die Glasfaserleitung nur bis zum Haus verlegt werden (FTTH = Fiber to the Home). Dann können die Inhaber einen Glasfaseranschluss buchen.
Komplizierter wird es bei Mehrfamilienhäusern. Wenn der Netzbetreiber das Haus anschließt, handelt es sich zunächst um einen FTTB-Anschluss (Fiber to the Building). Dann muss aber noch der Anschluss in die Wohnungen verlegt werden, es geht also um die sogenannte Netzebene 4.

Der Ausbau ist in diesem Bereich nicht so leicht, weil Netzbetreiber sich sowohl mit Hauseigentümern als auch den Bewohnern der Wohneinheit einigen müssen. „Das ist wie ein Häuserkampf“, sagte Bernd Thielk, geschäftsführender Gesellschafter von willy.tel, laut einem Bericht von Heise auf der Breitbandmesse Anga.
Wie sich das auswirkt, zeigt sich bereits bei der Verbreitung von Glasfaseranschlüssen: So sind bereits gut ein Drittel der Einfamilienhäuser mit Glasfaseranschlüssen versorgt. Von den 30,5 Millionen Wohneinheiten in Zwei- und Mehrfamilienhäusern sind erst 2,3 Millionen Mit FTTB- und 2,9 Millionen mit FTTH-Glasfaseranschlüssen versorgt – in der Summe also rund 18 Prozent.
Von den 9,9 Millionen Glasfaseranschlüssen, die laut der Prognose von Dialog Consult bis Ende 2025 fertiggestellt (Homes Connected) sein sollen, handelt es sich bei 2,3 Millionen um FTTB- und 7,6 Millionen um FTTH-Anschlüsse.
Inhouse-Verkabelung für Glasfaser kostet zweistelligen Milliarden-Betrag
Will man nun die Mehrfamilienhäuser auf die Glasfaseranschlüsse umrüsten, sind hohe Investitionen fällig. Dialog Consult rechnet in der Studie für die Verbände Anga und VATM mit rund 22 Millionen Wohneinheiten, die noch keinen Glasfaseranschluss haben. Die Kosten für die Inhouse-Verkabelung liegen je nach Gebäudestruktur und Zugang bei 600 bis 1400 Euro pro Wohneinheit. Nimmt man nun die durchschnittlichen Kosten von 1000 Euro, um alle Wohneinheiten zu erschließen, kommt man auf eine Summe von bis zu 22 Milliarden Euro.
Um die Investitionen zu sichern, fordern die Verbände stabile Rahmenbedingungen. „Wettbewerb um die Netzebene 4 funktioniert unter den aktuellen gesetzlichen Regelungen. Neue gesetzliche Initiativen beim Inhaus-Ausbau helfen dagegen nicht weiter“, erklären Anga-Geschäftsführer Philipp Müller und VATM-Geschäftsführer Frederic Ufer.
Was man hingegen fordert, ist Transparenz beim Abschalten der Kupfer-Netze. Es müsse klare Regeln geben, wann die alte Infrastruktur abgeschaltet wird. So ein Vorgehen fordert auch der Provider-Verband Breko. Die Bundesnetzagentur hat dazu bereits ein Impulspapier veröffentlicht.